Das IIHF-Council ist der «Bundesrat» des Welteishockeys: 13 Frauen und Männer sind für vier Jahre gewählt (wegen der Pandemie läuft die aktuelle Amtszeit fünf Jahre) und treffen sich mindestens vier Mal im Jahr. Um die wichtigen und hockeyweltbewegenden Beschlüsse des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) zu fällen.
Gewählt werden die 13 Männer und Frauen von den Vertreterinnen und Vertretern der 82 Landesverbände der IIHF nach einem bestimmten Stimmenverhältnis. Das nächste Mal erst beim IIHF-Kongress im Herbst 2026. Aber der Wahlkampf hat längst begonnen.
In diesem wichtigsten Gremium des Welteishockeys reden die Schweizer mit. René Fasel ist 1986 ins Council gewählt worden und führte dann den Hockey-Weltverband von 1994 bis 2021 höchst erfolgreich als Präsident. Nachdem er sich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte, ist Raëto Raffainer 2021 ins Council gewählt worden und sitzt dort sogar im sogenannten Führungs-Ausschuss. Viele Kenner prophezeien ihm eine grosse Funktionärskarriere im internationalen Hockey.
Nun rockt es hockeypolitisch: Gewährsleute des internationalen Verbandes aus Finnland (die Finnen sind heute die grossen Drahtzieher und Intriganten im internationalen Hockey) haben neulich dem Chronisten empfohlen: «Fragen Sie doch mal den Peter Zahner, ob er fürs Council kandidieren wird.»
Das scheint eigentlich unwahrscheinlich. Mit Raëto Raffainer sitzt ja bereits ein Schweizer im Council. Trotzdem: Pflicht ist Pflicht. Die Frage geht also an Peter Zahner: «Werden Sie für das IIHF-Council kandidieren?» Die verblüffende Antwort: «Ja, ich werde kandidieren. Woher wissen Sie das?» – «Von Gewährsleuten halt.» – «Aha.»
So einfach, so klar. Oder doch nicht? Seine Absicht zur Kandidatur ist nicht ohne Brisanz. Ein Kandidat muss von seinem Landesverband vorgeschlagen werden. Peter Zahner sitzt im Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey (unserer Hockey-Regierung). Dieser Verwaltungsrat wird ihn also nominieren. Oder anders gesagt: Die erste Station seiner Kandidatur ist die Nomination durch das Gremium, in dem er selbst sitzt.
Der Verwaltungsrat unseres Verbandes steht nun vor der hockeypolitisch brisantesten Entscheidung der letzten Jahre. Raëto Raffainer sagt nämlich: «Ich stelle mich für die Wiederwahl zur Verfügung.» Hoppla. Was nun? Peter Zahner oder Raëto Raffainer nominieren?
Theoretisch könnte der Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey Peter Zahner und Raëto Raffainer beim IIHF-Herbstkongress 2026 zur Wahl vorschlagen, die Hände in politischer Unschuld waschen und den «schwarzen Peter» dem IIHF-Kongress zuschieben. Doch das wäre aus einem einfachen Grund hochheikel. Eine helvetische Doppelkandidatur wäre eine politische Dummheit sondergleichen: Am Ende würde wohl keiner der beiden Kandidaten gewählt. Es läuft letztlich auf die Frage hinaus: Wer ist der bessere Kandidat? Das Problem: Eigentlich sind beide vorzügliche Kandidaten für die Hockey-Weltregierung.
Peter Zahner ist langjähriger Verbands-Sportdirektor, seit 2007 Manager der ZSC Lions und hat den Bau des neuen Hockey-Tempels in Zürich an vorderster Front orchestriert. Er gilt zu Recht als einer der erfolgreichsten Macher in unserem Hockey und inzwischen auch als einflussreicher als SCB-General Marc Lüthi. Im Rahmen der WM 2026 in «seinem» Stadion (und in Fribourg) hat er ein Heimspiel für die Vorbereitung seiner Kandidatur.
Raëto Raffainer ist 21 Jahre jünger, hat seine Funktionärskarriere vor sich und durchaus Chancen, im Laufe der Jahre zum Kandidaten fürs IIHF-Präsidium zu reifen. Zudem hat er bei der Wahl den Vorteil des «bisher»: In der Regel werden Kandidaten, die sich zur Wiederwahl stellen, auch wiedergewählt. Aber gegen ihn spricht, dass er im Verband kein Amt mehr ausübt – in der Regel haben Council-Mitglieder auch eine Funktion in ihren Landesverbänden.
Raëto Raffainer hat zwar im nationalen Hockey viel bewegt. Als Sportdirektor des Verbandes und «Erfinder» von Nationaltrainer Patrick Fischer, als Sportchef in Davos und schliesslich bis zu seiner Absetzung durch Marc Lüthi kurzzeitig sogar als General Manager beim SC Bern. Inzwischen ist er durch sein Engagement beim EHC Chur nur noch ein «Hinterbänkler» im nationalen Hockey und wirbelt als Chef Leistungssport bei Swiss University Sports nicht mehr im helvetischen Hockey. Seine Kandidatur ist auf nationaler Ebene hockeypolitisch unbedenklich.
Obwohl der Sitz im IIHF-Council keinerlei Möglichkeiten zur Beeinflussung der nationalen Meisterschaft oder von Transfers oder der Schiedsrichter eröffnet, so dürfte die Liga-Konkurrenz auf Peter Zahners Nomination hinter vorgehaltener Hand mit einem gewissen Argwohn reagieren (und vielleicht sogar beim Verband intrigieren). Aus einem politischen Grashalm wird ob der sportlichen Konkurrenz gegen den inzwischen mächtigsten Klub im Land halt gar oft eine Wettertanne gemacht.
Jedenfalls hat Zahner sicher einen viel besseren Leistungsausweis.